Tourbericht 15.03.2018
Wie verteilt ihr eigentlich die Care Bags? Bekommen die Leute einen ganzen Rucksack mit den verschiedenen Sachen?
Seit die Care Bags auch ein Projekt unseres Vereins TiMMi ToHelp e.V. und uns, Suspended Coffee Germany, sind, erreichen uns immer mal wieder solche Fragen. Darüber wollen wir euch heute mehr berichten.
Außerdem möchten wir euch in der nächsten Zeit noch mehr über die Care Bags auf dem Laufenden halten, denn viele von euch spenden auch dafür! 🙂
Jede Woche Donnerstag, 15/16 Uhr verteilen wir als Verein in der Leipziger Innenstadt und am Bahnhof Essen, Getränke und Care Bags. Das heißt genauer gesagt: Brötchen, Kuchen, Obst, Süßes, Kaffee, Tee und jegliche Artikel aus unseren Care Bags, sowie Schlafsäcke oder Isomatten.
Uns unterstützen dabei ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, zum einen bei der Verteilung an sich, zum anderen aber auch schon vorab beim Brötchen schmieren, einkaufen und in’s Büro bringen. Dafür haben wir die Gruppe Leipzig mit Herz- Obdachlosenhilfe gegründet. Wenn ihr aus Leipzig seid, dann kommt gern mit in unsere Gruppe und helft uns. Vielen Dank an alle unsere Helferlein! 🙂
Am 15.03.18 war Saskia in Leipzig und ist spontan für einen Helfer eingesprungen und hat bei der Essensverteilung ausgeholfen. Hier ist ihr Tourbericht:
Die Sonne scheint, aber es wird langsam kalt draußen, als wir im Büro starten. Wir drei sind vollgepackt, jeder hat einen Rucksack auf dem Rücken und trägt in den Händen verschiedenes: einen Schlafsack für einen obdachlosen Mann, den wir schon in den letzten Wochen mit Essen versorgt haben und von dem wir erfahren haben, dass sein alter Schlafsack zerschlissen ist, sowie eine Isomatte; ein Netz Orangen und eine 5- Liter- Kanne mit heißem Wasser.
In den Rucksäcken haben wir Teebeutel, Kaffeepulver, Löffel, Zucker, Milch (ein Rucksack); Brötchen mit Wurst und/oder Käse, Kuchen (in meinem Rucksack), sowie verschiedenen Care Bag- Artikeln, beispielsweise Zahnbürsten und -pasta, Handschuhe, Mützen, Unterwäsche für Männer und Frauen, Binden/Tampons, Taschentücher und ganz verschiedene Hundeartikel (Hundeleckerlies, Decken etc.).
Wir laufen an der Thomaskirche vorbei zum Leipziger Markt. Dort finden wir vereinzelt ein paar Menschen, denen wir Brötchen und Getränke anbieten. Auch die Hunde bekommen ein paar Leckerlies und freuen sich genau wie ihre Herrchen.
Weiter geht es in Richtung Augustplatz. In der Shoppingmeile sitzen auch ein paar Obdachlose, die wir schon von unseren vorherigen Verteilungen kennen. Einer von ihnen hat den Schlafsack und die Isomatte bekommen. Ein anderer brauchte keine Brötchen oder Getränke, weil er von anderen Menschen mit einem reichlich vollen Essenspaket beschenkt wurde. Es gibt immer noch Menschen, die nicht einfach nur wegschauen, sondern helfen! <3
Auf dem Weg spricht uns ein Obdachloser an, er hat uns wiedererkannt und fragt nach einem Brötchen. Wir tragen bei der Verteilung Schilder mit dem Logo von TiMMi ToHelp e.V. und achten darauf, dass im Team immer jemand dabei ist, der schon öfter bei den Verteilungen war. So erkennen uns die Leute wieder, das haben wir uns gedacht. Und tatsächlich, es hat funktioniert. Für uns ist das ein kleines „Erfolgserlebnis“.
Auf dem Augustplatz sehen wir eine ältere Damen auf ihrem vollgepackten Fahrrad mit ihrem Hund in Richtung Bahnhof fahren. Aber durch das schwere Rad fährt sie nicht so sicher und der Hund möchte auch immer mal anhalten. Wir haben sie eingeholt und gefragt, ob wir etwas Gutes tun können. Sie hat nur FlipFlops an, keine Socken. Sie lehnt vehement ab und will nur wissen, ob wir ihr und ihrem Hund einen Schafplatz anbieten können. Denn mit ihrem Hund darf sie wohl nirgendwo übernachten. Das zeigt ein Problem, was viele obdachlose Menschen haben, sie finden einfach keinen Platz mit ihren Tieren. Ein wichtiges Thema, was aber wirklich oft einfach vergessen oder bewusst unter den Teppich gekehrt wird.
Dieser Frau konnten wir nur die Adresse des Frauenwohnheims in Leipzig geben und hoffen, dass sie dort einen Platz findet. Sie erzählte uns außerdem, dass ihr Hund momentan nur Schnitzel essen würde und wie der Zufall so will, kam gerade in diesem Moment eine Frau auf uns zu, die uns warme Schnitzel in Alufolie eingepackt in die Hand drückte und sagte: „Sie werden schon Abnehmer finden!“. Ja natürlich, der Hund freute sich riesig über ein Schnitzel.
Am Bahnhof sind immer die meisten obdachlosen Menschen auf unserer Tour. Wir versorgten alle mit Essen, Getränken und anderen nützlichen Artikeln. Ein obdachloser Mann war so dankbar für Brötchen, Kaffee, Mütze und Handschuhe, dass er weinen musste.
Das hat mich wirklich berührt, wir haben ihm nur ein paar Sachen gebracht und er ist uns so dankbar, als hätten wir ihm eine Wohnung verschafft oder sein Auto wiedergegeben. Das zeigt mal wieder wie einfach jeder und jede von uns anderen helfen kann. Der obdachlose Mann hat noch gefragt, ob wir ihm, wenn möglich, eine neue Jacke bringen könnten, denn seine sei schon kaputt, wie er uns auch zeigte.
Am Bahnhof haben wir viel von den Care Bag Artikel verteilt, der Bedarf war riesig. Bei einer anderen obdachlosen Frau haben wir auf Nachfrage erfahren, dass sie einen Schlafsack und eine Isomatte benötigen würde.
Vom Bahnhof sind wir durch die Innenstadt zum Büro zurück gelaufen. Von den 60 Brötchen waren noch einige übrig. Aber das sollte nicht lang so bleiben, denn nach der „offiziellen“ Runde haben wir noch eine Jacke, einen Schlafsack und eine Isomatte, sowie die übrigen Brötchen eingepackt und am Bahnhof noch an den Mann und die Frau gebracht.
Für mich war beeindruckend, dass uns die Leute wiedererkennen und uns Stück für Stück Vertrauen schenken. Die große Dankbarkeit war überwältigend.
Eure Care Bag Spenden kommen auf jeden Fall bei den Menschen auf der Straße an. Uns ist sehr wichtig, dass wir den Menschen nicht einfach einen vorgepackten Rucksack geben, sondern immer nachfragen, was sie wirklich benötigen. Das ist für uns ein viel nachhaltigeres Konzept und bringt den Menschen am Ende auch mehr.
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